Gedanken zu den Tageslosungen vom 6. bis 11. April 2020
Montag, 6. April – Tageslosung: Jesus spricht: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeu-ge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. (Johannes 18,37)
Stellen wir uns vor, wir sitzen im Gerichtssaal, vor uns der Angeklagte, gegenüber der Richter. “Also”, sagt der Richter, “was können Sie zu Ihrer Verteidigung vorbringen”?
“Ich bin dazu geboren und in die Welt gekom-men, dass ich die Wahrheit bezeuge”, sagt der Angeklagte. Oh – mit dieser Antwort hat der Richter nicht gerechnet. “Was ist Wahrheit?“, denkt er sich und fängt an zu grübeln.
So ähnlich hat es sich nach dem Johannesevangelium vor knapp 2000 Jahren ereignet, als Jesus von Pilatus verhört wurde. Und genau wie Pilatus damals fragen wir uns auch heute manchmal: Was ist Wahrheit?
Es ist häufig gar nicht so einfach, zwischen den verschiedenen Berichterstattungen einen klaren Überblick zu behalten. Und zu beurteilen, was Fakten oder was eine Verschwörungstheorie ist, ist auch nicht immer leicht. Aber es ist gut, sich hin und wieder die Frage zu stellen: Was ist Wahrheit? Das Johannesevangelium sagt, Jesus bezeugt die Wahrheit. Was ist Wahrheit? Ist das Gott? Ist das Jesu Botschaft, die von Umkehr, von Nächstenliebe und vom Himmelreich spricht?
Ich lade Sie ein, selbst einmal ins Grübeln zu kommen: Was ist für mich Wahrheit? Und was heißt es für mich, wenn Jesus diese Wahrheit bezeugt?
Janina Wölfel
Dienstag, 24. März – Tageslosung: Darum lassen auch wir nicht ab, für euch zu be-ten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis sein. (Markus 4, 40)
Ist das ein Vorwurf? Oder ist es Verwunderung? Oder eine echte Frage?
Die Jünger sind mit Jesus im Boot in einen Sturm geraten. Die Wellen schlagen ins Boot. Es bekommt Schieflage und droht zu sinken. Sie fürchten sich und zittern. Wer kann es ihnen verdenken?
Klar: Jesus sitzt mit im Boot. Manches haben Sie auch schon mit ihm erlebt: Wie wortgewaltig er von Gott spricht, welche Macht er hat und wie Kranke heilt. Aber dieser Sturm, diese Naturgewalt – wer sollte dem Stand halten?
Zwischen Zweifel, Vertrauen und Hoffnung schwanken wir auch immer wieder. Die Jünger sind uns sehr nahe. „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ So heißt es in der Jahreslosung.
Glauben als Vertrauen in bedrohli-chen Zeiten ist ein Geschenk. Es nährt sich aus Erfahrung, aus denen, die ich selbst gemacht ha-be und auch aus denen, die andere mir erzählen und mir Mut machen. Diese brauche ich wie die tägliche Nahrung. Sie liegen in der Bibel bereit. Da ist es gut, darin täglich neu zu lesen, zu hören und zu beten. Das soll mein Beitrag sein. Und davon will ich weitererzählen, gerade in stürmischen Zeiten.
Thomas Meister
Mittwoch, 8. April – Tageslosung: Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus. (Psalm 51,14)
Wir sind in einer Wüstenzeit, die Passionszeit ist hautnah zu erleben.
Wie geht es Ihnen mit den Einschränkungen in der persönlichen Freiheit in diesen Tagen? Die meisten sagen: Ja, es macht Sinn! Der Gesundheitsschutz, gerade der älteren Menschen und der Vorerkrankten muss vorgehen!
Aber daheim bleiben müssen, keine persönlichen Kontakte pflegen können, das ist schon hart. Bei meinen Telefonaten höre ich so auch beides: Die Zustimmung und die Klage, Gelassenheit und Ungeduld.
Hilfsangebote gibt es einige. Viele sind bereit, Einkäufe zu übernehmen oder anderweitig zur Seite zu stehen. Auch wir als Kirchengemeinde bieten uns ja an. Wir organisieren etwas für Sie und telefonieren auch gerne, damit die Zeit nicht zu sehr an den Nerven zehrt. Und so halten wir alle zusammen, damit Gott uns mit einem „willigen Geist“ ausstatten kann, diese Zeit durchzustehen.
„Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft!“ (EG 564)
Thomas Meister
Donnerstag, 9. April – Tageslosung/Lehrtext: Als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. (Markus 14, 26)
Der Lehrtext für den heutigen Gründonnerstag stammt aus dem Markusevangelium im 14. Kapitel. Nachdem Markus vom Abendmahl Jesu mit den Jüngern berichtet hat, ist folgender Satz zu lesen: „ Als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg“. Das Abendmahl wird oft auch mit dem Namen Eucharistie, also Danksagung, benannt. Das Abendmahl, eigentlich der ganze Gottesdienst ist Danksagung an Gott. Menschen haben immer wieder allen Grund, Gott dankbar zu sein. Dies muss man sich gerade in den jetzigen Zeiten bewusst machen.
Immer wieder berichten Gläubige davon, dass Gott ihr Gebet erhört hat. Auch die Erzählungen in der Bibel zeigen uns einen Gott, der sich rettend den Menschen zuwendet. Und schließlich ist Gott in seiner Herrlichkeit und damit um seiner selbst willen zu loben. Weil Gott Gott ist, deshalb können und sollen wir ihn loben. Dieses Gotteslob ist auch zugleich eine Wohltat für die Menschen. Indem der Mensch Gott lobt, kann er von sich selbst absehen. Er gewinnt Distanz auch von seinen Ängsten, genauso wie von seinen Begierden. Das Gotteslob ist eine Wohltat für uns Menschen, gerade auch dann, wenn uns ein schwieriger Weg bevorsteht.
Dr. Dieter Kuhn
Karfreitag, 10. April – Tageslosung: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewi-ge Leben haben. (Johannes 3,16)
Bei diesen Worten fällt mir zuerst Weihnachten ein. So sehr liebt uns Gott, dass er uns ganz nahe kommen will. Er wird Mensch, wird klein und wehrlos und erreicht so unsere Herzen und gewinnt unser Vertrauen. Gott will, dass wir nicht in Angst, in Schuld, im Tod verloren sind – aus Liebe.
Es gibt Weihnachtsbilder, da hängt oben am Balken des Stalles schon das Kreuz, das auf dieses Kind in der Krippe wartet. Jesus geht seinen Weg durch die Welt, nichts Menschliches ist ihm fremd. Er kennt Angst, Leiden, ja, er kennt auch den Tod. Es ist unbegreiflich, aber durch Jesus, durch sein Leiden und Sterben, werden wir heil. Nur der, der unser Leben ganz kennt und es bis hin zum Tod durchschritten hat, kann uns von Angst und Tod erlösen. Jesus ist unsere Rettung, unser Heil, wir sind nicht verloren. Darum gibt Gott ihn, seinen Sohn – aus Liebe zu uns.
Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, mich in das Meer der Liebe zu versenken, die dich bewog, von aller Schuld des Bösen uns zu erlösen. (EG 91,1)
Amen
Andrea Möller
Samstag, 11. April – Tageslosung: Christus hat unsere Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. (1. Petrus 2, 24)
Was hatten die Menschen gedacht? Sie hätten einen Verbrecher ans Kreuz genagelt. Sie hätten dem Nazarener und seiner Bewegung ein Ende gesetzt.
Aber sie haben sich getäuscht. So radikal getäuscht! Kein Verbrecher, kein endgültiger Tod, kein Ende der Bewegung. Im Gegenteil.
Aus dem Kreuz wächst neues Leben. Die Menschen erleben und begreifen: Jesu Gang ans Kreuz war keine Niederlage, für Jesus nicht und auch für uns nicht. Er war der Sieg über Sterben und Tod. Jesus ist stellvertretend für uns gestorben. Der Weg zu Gott ist frei. Unsere Sünden sind keine unüberwindbare Barriere mehr. Durch Jesu Auferstehung haben auch wir neues Leben. Aus lauter Gnade können wir aufleben und als Gerechtfertigte weiter gehen.
Morgen ist Ostern. Und sein Licht strahlt uns schon entgegen.
Thomas Meister