Mittagsgebet für Freitag, 29. Mai 2020
Das Gebet zum heutigen Tag wird/wurde um 12 Uhr auch in St. Gumbertus gebetet.
Was haben die ersten Christen eigentlich in der Zeit zwischen der Himmelfahrt Jesu und Pfingsten gemacht? es muss ja eine ganz eigentümliche Wartezeit gewesen sein. Der Heilige Geist war ihnen versprochen (ob sie sich was drunter vorstellen konnten?), aber noch nicht da. Und Jesus, der drei Jahre Weg und Richtung angegeben hatte, war nicht mehr da. was tut man, wenn man in der Luft hängt?
Ich lese aus der Apostelgeschichte aus dem ersten Kapitel einige Verse über diese „Zwischenzeit“:
12 Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der Ölberg heißt und nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbatweg entfernt. 13 Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus. 14 Diese alle hielten einmütig fest am Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.
Zwei Dinge tun sie: Sie halten zusammen – und sie beten.
Wenn hier die Apostel mit Namen aufgezählt werden, ist das nicht nur eine Frage der Vollständigkeit, sondern hinter jedem dieser Namen steckt ja eine Persönlichkeit. Ganz unterschiedliche Persönlichkeiten. In Krisen kommt ja oft nochmal viel deutlicher heraus, wie unterschiedlich Menschen sind und wie unterschiedlich sie auch auf diese Krise reagieren.
In unserer Korona-Krise kommen in manchen Familien und auch Bevölkerungsschichten auch die Differenzen ganz stark heraus. Menschen, die eher ängstlich sind und gesundheitsbedacht – und Menschen, die sehr kritisch sind und freiheitsbedacht. Und alles dazwischen – das kann ganz schön anstrengend sein, wenn in Familien und Freundschaften die Kluft mittendurch geht.
Ich stelle mir vor, das war bei den Jüngern nicht anders. Und trotzdem haben sie zusammengehalten. Wir bestaunen an Pfingsten das Wunder, dass viele Menschen sich plötzlich sprachlich verstanden haben – vielleicht ist das Wunder, dass die Jünger sich in aller Unterschiedlichkeit verstanden haben, grade so groß! Und auch von Gott gewirkt! Darum wollen wir Gott bitten, dass er diese Einheit auch unter uns immer wieder schenkt.
Und, so lesen wir, sie haben gebetet, alle, einmütig. Das haben wir in den vergangenen Wochen auch hier in St.Gumbertus gemacht und waren hier verbunden mit so manchen, die zuhause mitgebetet haben: Wir haben miteinander und füreinander und für unser Land gebetet. Das war für so manchen ein ganz wichtiger Ankerpunkt am Tag in den verwirrenden und seltsamen Zeiten, aber es war auch ein Dienst für unser Volk und diese Welt. Es ist schön, dass wir in dieser Zeit auch ein bisschen zusammengewachsen sind.
Heute endet diese tägliche Gebetszeit, wir kehren wieder zum wöchentlichen Gebet zurück, das mittwochs um 12 in St.Johannis stattfindet. Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir uns die gute Gewohnheit aus dieser Zeit mitnehmen, beim Geläut der Glocken ans Gebet zu denken. So kann man seltsame Zwischenzeiten gut überstehen, aber auch vielem anderen gut entgegengehen.
Ich bete:
Allmächtiger Gott,
wir danken Dir für die Möglichkeit des Gebetes. Wir danken Dir, dass Du versprochen hast, uns zu hören und zu erhören nach deiner großen Barmherzigkeit. Wir danken Dir, dass Du unser Land bisher so gut durch die Pandemie gebracht hast.
Wir bitten dich: Gib und erhalte uns den sozialen Frieden in unserem Land. Gib den Politikern Weisheit für alle Entscheidungen. Gib uns Bürgern Geduld und Selbstlosigkeit, auf das Wohl der anderen zu schauen.
Hilf uns in den Familien und in den verschiedenen Gruppierungen, aber auch in unseren Gemeinden, die Einheit zu bewahren und uns gegenseitig auszuhalten in aller Unterschiedlichkeit. Schenke uns Deinen Heiligen Geist dazu, das bitten wir im Namen Jesu.
Amen
Vater unser…
Pfarrerin Elisabeth Küfeldt